Wie lange noch bis zur Cannabis Legalisierung?

by Evangelos 13. September 2022

Seit Ende 2021 hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, Cannabis zu legalisieren. Seitdem gibt es immer wieder Berichte über die Entwicklung zur Entkriminalisierung. Da kann man schnell mal den Überblick verlieren, wie der aktuelle Stand ist. Wir zeigen in diesem Bericht, wie die Lage momentan aussieht und wie nah die Legalisierung tatsächlich ist.

 

Was ist der Plan der Koalition?

Die sogenannte “Ampel”, bestehend aus Grüne, FDP und SPD, ist sich einig, dass sie die bisherige Drogenpolitik reformieren wollen. Allen voran die Legalisierung von Cannabis. Jedoch gibt es unterschiedliche Meinungen, was die Details angeht.

Die SPD möchte in Modellprojekten eine regulierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene erproben. Zudem soll es im Jugendbereich Maßnahmen von Prävention, Beratung und Behandlung geben. Dadurch will man verunreinigtem Cannabis den Weg zum Konsum versperren. Außerdem würden durch die Entkriminalisierung, Justiz und Polizei entlastet.

Die Grünen und FDP hingegen gehen einen Schritt weiter und möchten den Verkauf von Cannabisprodukten in lizensierten Fachgeschäften ermöglichen. Ebenso soll es klare Regelungen im Straßenverkehr und Verbesserungen im medizinischen Einsatz geben. Als einzige der drei Parteien, hält die FDP auch einen Onlinehandel für vertretbar und begründet dies damit, dass, wenn eine Identitätsfeststellung bei der Online-Eröffnung eines Bankkontos hinzukriegen sei, man das auch beim Kauf von Cannabis schaffen sollte.

 

Welche Folgen könnte die Legalisierung haben?

Um diese Fragen einigermaßen beantworten zu können, bietet es sich an, einen Blick in die USA zu werfen, wo Cannabis in den Staaten Washington D.C. und Colorado, 2014 legalisiert wurde. Dort zeichnet sich die Tendenz ab, dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass ein Jugendlicher regelmäßig Cannabis konsumiert, um circa neun Prozent. Dieses Ergebnis stammt von einer Studie des Fachmagazins “JAMA Pediatrics”, die das Konsumverhalten von über 1,4 Millionen Jugendlichen über einen Zeitraum von 15 Jahren beobachtet und vergleicht. Mark Anderson, Hauptautor der Studie, vermutet, dass Jugendliche aufgrund der Legalisierung schwerer an Cannabis gelangen und Eltern ihre Kinder mehr über Drogen aufklären.

Gleiches zeigt sich auch in Portugal, wo der Besitz und Konsum weicher und harter Drogen wie Cannabis, Ecstasy oder Heroin seit 2001 nur noch als Ordnungswidrigkeit gehandelt wird. Eine Straftat liegt erst dann vor, wenn die Grenze von zehn Tagesrationen überschritten wird. Seitdem Portugal das liberale Drogengesetz eingeführt hat, haben Polizei und Justiz mehr Kapazitäten, das System spart Geld, welches wiederum für Beratungszentren und Drogenersatzprogramme ausgegeben wird. Ebenso wird Präventionsarbeit in Schulen größer angelegt. Das Resultat ist, dass der Cannabiskonsum unter den Jugendlichen bis heute unter dem europäischen Durchschnitt bleibt.

 

Wie gefährlich kann Cannabis sein?

Gerade bei jungen Menschen zeigen sich oft Störungen der Hirnentwicklung, wenn sie im Jugendalter Cannabis konsumieren. Eine Langzeitstudie aus Neuseeland belegt, dass sich der IQ bei regelmäßigen Konsumenten zwischen dem 13. und dem 38. Lebensjahr um bis zu acht IQ-Punkte verschlechterte und dementsprechend umso mehr, je größer der Cannabiskonsum war. Während bei Erwachsenen, die mit dem Konsum aufhörten, sich der IQ wieder normalisierte, waren diejenigen, die bereits als Jugendliche mit dem Konsum begannen, eher weniger vom Glück betroffen.

Des Weiteren wird die Cannabis-Sucht als solche schnell übersehen. Im Jahr 2017 waren über 8000 Minderjährige wegen einer Cannabis-Abhängigkeit in Behandlung. Ein Drittel von ihnen wurde stationär in einer Klinik aufgenommen. Obwohl bisher keine körperliche Abhängigkeit nachgewiesen werden konnte, ist die psychische Abhängigkeit nicht zu vernachlässigen. Dabei entsteht ein starkes Verlangen nach dem Konsum, was darin resultiert, dass andere Lebensbereiche wie Schule, Arbeit und Soziales stark vernachlässigt werden. Im Zusammenhang mit Störungen der Hirnentwicklung entsteht eine Verringerung der Leistung, was besonders bei Jugendlichen schnell negative Folgen für die Zukunft hat.

Forscher vom Londoner King’s College verglichen die Häufigkeit von psychotischen Erkrankungen in europäischen Städten und fanden eine überdurchschnittlich hohe Rate an Fällen von Psychosen in Städten, in denen Cannabis ein hohes Gehalt an THC nachgewiesen wurde.

 

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