Die Wahrheit über Cannabis und Leberschäden: Was Sie wissen müssen

by Lucy 30. April 2025

Leberkrankheiten sind für bis zu 2 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich, und die Beziehung zwischen Cannabis und der Leber wird in der medizinischen Forschung zunehmend diskutiert. Während etwa 25-30% der Weltbevölkerung an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung leiden, bleiben viele Fragen zur Wechselwirkung von Cannabis mit unserem wichtigsten Entgiftungsorgan unbeantwortet.

Tatsächlich zeigen aktuelle Studien widersprüchliche Ergebnisse: Während einige Untersuchungen darauf hinweisen, dass CBD die Bildung von Narbengewebe in der Leber verlangsamen könnte, deuten andere Forschungen auf mögliche Risiken bei hohen Dosen hin. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen befassen und analysieren, was die Forschung wirklich über die Auswirkungen von Cannabis auf die Lebergesundheit aussagt.

 

Was macht die Leber und warum ist sie so wichtig? 

Die Leber ist nicht ohne Grund unser größtes inneres Organ – als zentrale Stoffwechselzentrale übernimmt sie lebenswichtige Aufgaben, ohne die unser Körper nicht funktionieren könnte. Bevor wir die Wechselwirkungen zwischen Cannabis und der Leber verstehen können, müssen wir zunächst begreifen, warum dieses bemerkenswerte Organ so unersetzlich ist.

 

Funktionen der Leber im Körper 

Unsere Leber arbeitet rund um die Uhr als wahres Multitalent. Sie filtert täglich etwa 2.000 Liter Blut – das entspricht ungefähr 1,5 Litern pro Minute. Diese enorme Leistung ermöglicht ihr, zahlreiche lebenswichtige Funktionen zu erfüllen: 

Als Produktionsstätte stellt die Leber täglich bis zu einem Liter Gallenflüssigkeit her, die für die Verdauung von Fetten unerlässlich ist. Darüber hinaus produziert sie wichtige Proteine wie Gerinnungsfaktoren, die bei Verletzungen das Blut gerinnen lassen, sowie das C-reaktive Protein (CRP), das bei Entzündungsprozessen eine wichtige Rolle spielt. 

Als Stoffwechselzentrale verarbeitet sie Nährstoffe, die aus dem Darm kommen. Dabei wandelt sie aufgenommenes Eiweiß in körpereigenes Eiweiß um, speichert Kohlenhydrate in Form von Glykogen und versorgt den Körper über das Blut mit Nährstoffen. Sinkt der Blutzuckerspiegel – beispielsweise nach intensiver körperlicher Aktivität – baut die Leber das Glykogen wieder zu Glukose ab und gibt diesen ins Blut ab. 

In ihrer Funktion als Speicherorgan lagert die Leber nicht nur Zucker, sondern auch Vitamine, Mineralien wie Eisen und Kupfer sowie Fettsäuren ein und gibt sie bei Bedarf an den Körper ab. 

Besonders faszinierend: Die Leber ist das einzige Organ, das nachwachsen kann. Diese Regenerationsfähigkeit unterstreicht ihre außergewentliche Bedeutung für unseren Organismus.

 

Wie die Leber mit Drogen und Toxinen umgeht 

Die wahrscheinlich bekannteste Funktion der Leber ist ihre Rolle als Entgiftungszentrale. Sie filtert Schadstoffe, Medikamente, Alkohol und sogar körpereigene toxische Substanzen aus dem Blut und macht sie unschädlich. Diese lebenswichtige Entgiftungsfunktion ist allerdings auch der Grund, warum die Leber durch bestimmte Substanzen geschädigt werden kann – ein Aspekt, der auch bei der Bewertung von Cannabis und seinen Wirkungen auf die Leber berücksichtigt werden muss. 

Bei der Entgiftung arbeitet die Leber nach einem komplexen System: 

  1. 1. Sie wandelt gefährliche Stoffe in harmlosere Verbindungen um. Ein Beispiel ist die Umwandlung von giftigem Ammoniak, der beim Eiweißabbau entsteht, in den viel ungefährigeren Harnstoff. 
  2. 2. Beim Abbau von Alkohol kann die Leber pro Stunde nur etwa 1 Gramm Alkohol pro 10 Kilogramm Körpergewicht verarbeiten. Das Enzym Alkoholdehydrogenase wandelt den Alkohol zunächst in eine giftige Zwischenstufe (Acetaldehyd) um, bevor ein zweites Enzym, die Aldehyddehydrogenase, diesen zu Essigsäure abbaut. 
  3. 3. Auch Medikamente werden großenteils über die Leber abgebaut. Bei korrekter Dosierung und Anwendungsdauer sind toxische Leberschäden selten. Allerdings können Überdosierungen oder individuelle Überempfindlichkeiten zu Leberschäden führen. 
  4. 4. Bei der Verarbeitung von Substanzen wie dem Cannabis-Wirkstoff THC oder CBD spielt das Enzym Cytochrom P450 eine wichtige Rolle. Die Aktivität dieses Enzyms variiert von Mensch zu Mensch, weshalb die gleiche Dosis eines Wirkstoffs bei verschiedenen Personen unterschiedlich stark wirken kann.

 

Besonders interessant für Cannabiskonsumenten: Bei der Entgiftung verschiedener Substanzen können gefährliche Wechselwirkungen auftreten. Wird Cannabis beispielsweise mit Alkohol kombiniert, kann dies die Leberfunktion zusätzlich belasten. Ähnlich wie bei synthetischen Drogen wie Ecstasy entstehen beim Abbau von Wirkstoffen teilweise noch giftigere Zwischenprodukte, die die Leberzellen angreifen können. 

Die Leber ist somit nicht nur ein lebenswichtiges Organ, sondern auch äußerst verletzlich. Besorgniserregend ist dabei, dass eine erkrankte Leber oft keine Schmerzen verursacht – sie "leidet still", und nur regelmäßige Kontrollen der Leberwerte können frühzeitig auf entstehende Schäden hinweisen. 

Um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Cannabis und der Leber zu verstehen, ist es daher entscheidend, ihre zentrale Rolle bei der Verstoffwechselung aller Substanzen – einschließlich der Cannabinoide – zu berücksichtigen.

 

Das Endocannabinoid-System und seine Rolle in der Leber 

Das Endocannabinoidsystem (ECS) wurde erst in den frühen 1990er Jahren entdeckt und hat sich seitdem als entscheidendes homöostatisches Regulationssystem im menschlichen Körper erwiesen. Dieses komplexe Netzwerk spielt nicht nur bei der Steuerung unserer kognitiven Funktionen und Emotionen eine wichtige Rolle, sondern beeinflusst auch zahlreiche Stoffwechselprozesse – insbesondere in der Leber.

 

CB1- und CB2-Rezeptoren erklärt 

Im Zentrum des Endocannabinoidsystems stehen zwei Hauptrezeptortypen, die unterschiedliche Verteilungen und Funktionen im Körper aufweisen: 

CB1-Rezeptoren wurden erstmals 1990 identifiziert und sind vor allem im zentralen Nervensystem angesiedelt. In der Leber kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu, da sie hier profibrogene (narbenfördernde) Effekte auslösen können. Diese Rezeptoren bestehen aus 472 Aminosäuren und weisen sieben Transmembrandomänen auf. Über inhibitorische G-Proteine sind sie an die Adenylatcyclase gekoppelt, wodurch sie die Umwandlung von AMP in zyklisches AMP verhindern. 

CB2-Rezeptoren, 1993 entdeckt, kommen hauptsächlich im Immunsystem vor und finden sich in Mastzellen sowie B- und T-Lymphozyten. Mit ihren 360 Aminosäuren und ebenfalls sieben Transmembrandomänen sind sie zu 44% identisch mit den CB1-Rezeptoren (in den Transmembrandomänen sogar zu 68%). Während CB1-Rezeptoren in der Leber eher schädliche Wirkungen haben können, zeigen CB2-Rezeptoren meist schützende, antifibrogene Effekte. 

Beide Rezeptortypen sind in der Leber auf verschiedenen Zelltypen zu finden. Dennoch ist ihre Aktivität in gesunden Lebern sehr gering oder sogar nicht nachweisbar – erst bei Leberschädigungen werden sie verstärkt aktiviert. 

Als Botenstoffe des ECS dienen körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide), vor allem Anandamid und 2-Arachidonylglycerol (2-AG). Diese lipidbasierten retrograden Neurotransmitter binden an die Cannabinoidrezeptoren und regulieren so verschiedenste physiologische Prozesse. Im gesunden Zentralnervensystem sind sie an der Regulation der synaptischen Plastizität beteiligt und modulieren neuronale Schaltkreise.

 

Wie das ECS bei Lebererkrankungen reagiert 

Bei Lebererkrankungen zeigt das Endocannabinoidsystem bemerkenswerte Veränderungen. Mehrere Studien belegen, dass bei chronischen Leberschäden sowohl CB1- als auch CB2-Rezeptoren hochreguliert werden. Dies führt zu einer deutlich erhöhten Interaktion mit Cannabinoiden während des Krankheitsverlaufs, während in gesunden Lebern kaum Aktivität feststellbar ist. 

Besonders interessant: CB1- und CB2-Rezeptoren üben gegensätzliche Effekte aus. Während die Aktivierung von CB1-Rezeptoren die Fibrogenese (Entstehung von Narbengewebe) intensiviert, hemmt die Aktivierung von CB2-Rezeptoren das Fortschreiten zur Fibrose. Bei alkoholischen Lebererkrankungen wird beispielsweise der CB1-Rezeptor durch Arachidonylsäure (AA) und oxidativen Stress hochreguliert, was zu verstärkter Fibrose führt. 

Bei der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) – einer der am schnellsten zunehmenden Ursachen für Leberzirrhose – spielt die Überaktivierung des Endocannabinoidsystems ebenfalls eine Schlüsselrolle. Das überaktive ECS fördert die Fettansammlung in der Leber und verschärft entzündliche Prozesse, was letztlich zu einer nichtalkoholischen Steatohepatitis (NASH) führen kann. 

Verschiedene Experimente mit Knockout-Mäusen, bei denen CB1- oder CB2-Rezeptoren entfernt wurden, bestätigen diese gegensätzlichen Rollen: Die Entfernung des CB1-Rezeptors beschleunigte die Leberfibrose, während die Entfernung des CB2-Rezeptors zu erhöhten Entzündungswerten, verstärkter Kollagenablagerung und vermehrtem Leberfett führte. 

Nach akuter Leberschädigung ist darüber hinaus der CB2-Rezeptor aktiv am Regenerationsprozess beteiligt. Das körpereigene Cannabinoid 2-AG übt eine agonistische Wirkung auf den CB2-Rezeptor aus, wodurch oxidativer und nitrosativer Stress in den Leberzellen reduziert wird. Gleichzeitig wird durch eine Interaktion mit dem Zytokin Interleukin-6 die Bildung neuer Leberzellen angeregt. 

Auch die Endocannabinoide selbst zeigen unterschiedliche Wirkungen: Während Anandamid (AEA) die Fibrogenese bei Leberzirrhose reduziert, kann 2-AG in höheren Dosen den Zelltod von hepatischen Stellatzellen induzieren und dadurch ebenfalls die Fibrogenese hemmen. 

Diese komplexen Zusammenhänge zwischen dem Endocannabinoidsystem und Lebererkrankungen eröffnen neue therapeutische Ansätze. Inzwischen wird intensiv erforscht, ob eine gezielte Modulation des ECS – etwa durch selektive Blockade von CB1-Rezeptoren oder Aktivierung von CB2-Rezeptoren – zur Behandlung verschiedener Lebererkrankungen genutzt werden könnte. 

Besonders bei Hepatitis C könnte dieser Ansatz vielversprechend sein: Eine 2008 durchgeführte Studie an 315 Patienten mit chronischer Hepatitis C zeigte eine starke Überaktivität des CB1-Rezeptors. Wissenschaftler vermuten, dass die Verabreichung eines CB1-Antagonisten die Schwere des Verlaufs und die damit verbundenen Leberschäden erheblich vermindern könnte.

 

THC und seine Wirkung auf die Leber 

Tetrahydrocannabinol (THC), der psychoaktive Wirkstoff in Cannabis, durchläuft nach der Aufnahme eine komplexe Verstoffwechselung in der Leber. Anders als viele pflanzliche Substanzen zeigt THC dabei spezifische Interaktionen mit unserem Lebergewebe, die sowohl therapeutische als auch potenziell schädliche Auswirkungen haben können.

 

Profibrotische Effekte durch CB1-Aktivierung 

THC wird hauptsächlich über das Zytochrom-P-450-System in der Leber metabolisiert, wobei vor allem die CYP2C-Enzyme eine zentrale Rolle spielen. Diese Verstoffwechselung ist nicht nur für den Abbau des Wirkstoffs relevant, sondern kann auch zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen, die denselben Stoffwechselweg nutzen. Bei Patienten mit Lebererkrankungen kann die Wirkung von Cannabis daher unerwartet anders ausfallen, weshalb besonders bei diesen Personen eine anfängliche Überwachung empfohlen wird. 

Im Gegensatz zu CBD entfaltet THC seine Wirkung hauptsächlich über die Aktivierung der CB1-Rezeptoren. Während im gesunden Zustand diese Rezeptoren in der Leber kaum aktiv sind, werden sie bei chronischen Lebererkrankungen verstärkt exprimiert. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Aktivierung des CB1-Rezeptors die Fibrogenese, also die Bildung von Narbengewebe in der Leber, intensivieren kann. 

Wenn THC diese Rezeptoren aktiviert, kann dies in geschädigtem Lebergewebe folgende Prozesse auslösen: 

  • - Verstärkung der Kollagenablagerung in der Leber 
  • - Aktivierung von hepatischen Sternzellen, die Hauptproduzenten von Narbengewebe 
  • - Beschleunigung fibrotischer Prozesse, besonders bei bereits bestehenden Leberschäden

 

Besonders kritisch ist dabei, dass THC als externer Cannabinoid-Agonist alle CB1-Bindungsstellen im gesamten Körper und im Gehirn aktivieren kann und dadurch physiologische Prozesse aus dem Gleichgewicht bringen kann. Bei regelmäßigem, langfristigem Cannabiskonsum passt sich zudem die "CB1-Crew" an das ständige Vorhandensein von THC an, was zu länger andauernden Störungen im Nervensystem führen kann. 

Die hohe Lipophilie (Fettlöslichkeit) von THC führt außerdem dazu, dass es sich in fettreichen Geweben anreichern kann. Mit einer terminalen Plasmaeliminationshalbwertszeit zwischen ein und vier Tagen verbleibt THC vergleichsweise lange im Körper. Bei chronischem Cannabiskonsum können Metaboliten wie THC-COOH-O-Glukuronid sogar bis zu drei Monate nach dem letzten Konsum im Urin nachweisbar sein.

 

Studien zu THC bei Hepatitis und Fibrose 

Die wissenschaftliche Forschung zu THC und Lebererkrankungen zeigt teilweise widersprüchliche Ergebnisse. Bei Hepatitis-C-Infektionen beispielsweise fanden frühere kleinere Studien einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Fortschreiten zu einer Leberfibrose. Allerdings kam eine größere prospektive Studie mit 690 Trägern von HIV und Hepatitis-C-Virus (HCV) zu dem Ergebnis, dass Cannabiskonsum die Progression zu einer signifikanten Leberfibrose nicht beschleunigte. 

Interessanterweise deuten einige Forschungen darauf hin, dass der beobachtete Zusammenhang zwischen Cannabis und Lebererkrankungen bei manchen Patienten auf eine "umgekehrte kausale Beziehung aufgrund einer Selbstmedikation" zurückzuführen sein könnte. Dies würde bedeuten, dass Patienten Cannabis nicht als Ursache ihrer Leberprobleme, sondern als Reaktion auf bereits bestehende Symptome konsumieren. 

Im Falle der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) ist die Datenlage ebenfalls nicht eindeutig. NAFLD ist durch die Ansammlung überschüssigen Fetts in der Leber gekennzeichnet und kann unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen wie Leberfibrose, Zirrhose oder sogar Leberkrebs führen. Bei dieser Erkrankung spielt eine Überaktivierung des Endocannabinoidsystems eine zentrale Rolle, die durch THC theoretisch noch verstärkt werden könnte. 

Dennoch bezeichnet eine Studie aus China die mit Cannabis verbundenen Risiken für eine Fettleber als "nicht signifikant" und stellt sogar protektive Effekte durch Hanfprodukte gegen Leberfibrose fest. Diese Schutzwirkung könnte möglicherweise durch andere Cannabinoide wie CBD vermittelt werden, das oft zusammen mit THC in Cannabisprodukten vorkommt. 

Für die klinische Praxis bedeutet dies, dass Patienten mit Lebererkrankungen, die Cannabis konsumieren, anfänglich überwacht werden sollten, um sicherzustellen, dass die konsumierte Dosis die Stoffwechselfähigkeit der Leber nicht beeinträchtigt. Besondere Vorsicht ist geboten bei der Kombination mit anderen Medikamenten, da THC durch seine Verstoffwechselung über Cytochrom-P-450-Enzyme zu Wechselwirkungen führen kann.

 

CBD und die Leber: Schutz oder Risiko? 

Cannabidiol (CBD), die nicht-psychoaktive Komponente der Cannabispflanze, zeigt paradoxe Effekte auf die Lebergesundheit – einerseits schützend, andererseits potenziell schädigend. Im Gegensatz zu THC wirkt CBD nicht hauptsächlich über CB1-Rezeptoren, sondern entfaltet seine Wirkung über verschiedene Mechanismen, was zu seinen komplexen Interaktionen mit der Leber führt.

 

CBD bei Entzündungen und oxidativem Stress 

Französische Forscher analysierten 143 Studien aus dem Zeitraum 1974 bis 2018 und kamen zu einem bemerkenswerten Ergebnis: CBD kann alkoholbedingte Steatose und Fibrose in der Leber reduzieren. Dies geschieht durch mehrere Mechanismen: 

  • - Verringerung der Lipidakkumulation 
  • - Anregung der Autophagie 
  • - Modulation von Entzündungsprozessen 
  • - Reduktion von oxidativem Stress 
  • - Auslösung des Zelltods aktivierter hepatischer Stellatzellen

 

Beim Fettabbau in der Leber zeigt CBD ebenfalls positive Effekte. Eine Untersuchung an Mäusen, die acht Wochen eine fettreiche Diät erhielten, ergab, dass die CBD-Gruppe deutlich weniger Fett in der Leber speicherte als die Kontrollgruppe. Zudem konnte eine in der Zeitschrift "Liver International" veröffentlichte Studie zeigen, dass CBD bei der Behandlung der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) hilfreich sein kann. 

Bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) spielt insbesondere die antioxidative und entzündungshemmende Wirkung von CBD eine wichtige Rolle. Eine aktuelle Studie von Barré und Kollegen (2024) unterstreicht das vielversprechende Potenzial von medizinischem Cannabis, insbesondere CBD, bei der Behandlung von NAFLD.

 

Lebertoxizität bei hohen Dosen 

Ungeachtet dieser positiven Effekte kann CBD in hohen Dosen paradoxerweise die Leber schädigen. In einer Studie an acht Wochen alten Mäusen zeigten Tiere, denen sehr hohe CBD-Dosen verabreicht wurden (entsprechend 200 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht beim Menschen), deutliche Anzeichen von Lebertoxizität. Selbst wiederholte Gaben einer geringeren CBD-Menge – etwa 50 mg pro Kilogramm Körpergewicht – führten zu Leberschwellungen und -schäden. 

Bei dem zur Epilepsiebehandlung eingesetzten medizinischen CBD wurden bei 5 bis 20 Prozent der Patienten erhöhte Leberwerte festgestellt, was bei einigen sogar zum Therapieabbruch führte. Besonders kritisch sind folgende Dosierungsgrenzen: 

  • Dosen ≥ 1000 mg/Tag oder ≥ 20 mg/kg/Tag gelten als Risikofaktoren für Leberschäden 
  • Bei CBD-Dosen unter 300 mg/Tag wurde hingegen keine arzneimittelinduzierte Leberschädigung beobachtet

 

Um diese Ergebnisse in Relation zu setzen: Eine Person mit 68 kg Körpergewicht müsste täglich über 1.300 mg CBD konsumieren, um die in der Mäusestudie verwendete Dosierung zu erreichen – das liegt weit über der üblichen Einnahmemenge von 10-80 mg täglich. 

Eine klinische Humanstudie von ValidCare mit 839 Teilnehmern fand allerdings keine Anzeichen von Lebererkrankungen oder erhöhten Leberfunktionstests im Vergleich zur Normalbevölkerung. Dies deutet darauf hin, dass CBD in üblichen Dosierungen für die meisten Menschen leberverträglich ist.

 

Wechselwirkungen mit Medikamenten 

Ein entscheidender Aspekt bei der CBD-Einnahme ist die potenzielle Interaktion mit Medikamenten. Der Grund: CBD hemmt das Enzym Cytochrom P450, das für den Abbau vieler verschreibungspflichtiger Medikamente in der Leber verantwortlich ist. 

Folglich kann die gleichzeitige Einnahme von CBD mit Medikamenten, die durch dieses Enzym verstoffwechselt werden, zu erhöhten Medikamentenspiegeln im Blut führen und das Risiko von Nebenwirkungen steigern. Forscher haben eine Liste von 57 Medikamenten erstellt, bei denen eine veränderte Konzentration durch CBD oder THC gefährlich sein kann. 

Besondere Vorsicht ist geboten bei der Kombination mit: 

  • - Antiepileptika (etwa 75% der Patienten mit erhöhten Leberwerten nahmen Valproinsäure ein) 
  • - Levothyroxin (Schilddrüsenmedikament) 
  • - Warfarin (Blutverdünner) 
  • - Betablocker 
  • - Cholesterinsenker

 

Bei Valproinsäure ist die Situation besonders kritisch, da sowohl dieses Medikament als auch CBD eine Leberschädigung verursachen können – die Kombination könnte das Risiko daher potenzieren. 

Die Darreichungsform spielt ebenfalls eine Rolle: Je schneller CBD in den Blutkreislauf gelangt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Medikamenteninteraktionen. Topische Anwendungen wie Cremes gelangen hingegen meist nicht in ausreichender Menge ins Blut, um mit anderen Medikamenten zu interagieren. 

Wer regelmäßig CBD einnimmt, sollte deshalb seine Leberwerte kontrollieren lassen. Außerdem sollte vor der Einnahme von CBD unbedingt mit einem Arzt gesprochen werden, besonders wenn bereits Medikamente eingenommen werden oder Leberprobleme vorliegen.

 

Cannabis und spezifische Lebererkrankungen 

Die Wechselwirkungen zwischen Cannabis und Lebererkrankungen variieren je nach Krankheitsbild erheblich. Während einige Studien schützende Effekte nahelegen, zeigen andere ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Betrachten wir nun, wie Cannabis bei drei häufigen Lebererkrankungen wirkt.

 

Nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) 

Die nicht-alkoholische Fettleber betrifft etwa 20–30% der erwachsenen deutschen Bevölkerung und ist mit einem erhöhten Risiko für akutes Leberversagen verbunden. Anders als bei alkoholbedingten Schäden entsteht NAFLD durch Übergewicht, Diabetes und ungesunde Ernährung – Faktoren, die zu einer übermäßigen Fettablagerung in der Leber führen. 

Überraschenderweise deuten einige Untersuchungen darauf hin, dass Cannabiskonsum mit einer geringeren NAFLD-Prävalenz zusammenhängen könnte. Eine retrospektive Studie von Adejumo zeigte eine dosisabhängige Reduktion der NAFLD-Prävalenz bei Cannabiskonsumenten. Ebenso stellte eine Querschnittsstudie von Kim fest, dass aktiver Cannabiskonsum unabhängig von metabolischen Risiken einen schützenden Effekt gegen NAFLD bieten könnte. 

Dennoch ist Vorsicht geboten. Eine Fall-Kontroll-Studie ergab, dass Cannabiskonsumenten mit NAFLD eine höhere Prävalenz von Aszites aufwiesen (4,5% gegenüber 3,6%). Interessanterweise gab es jedoch keinen statistischen Unterschied bei der Häufigkeit von portaler Hypertension, Varizen oder Zirrhose zwischen Cannabis-Nutzern und Nicht-Nutzern mit NAFLD.

 

Hepatitis C und Fibrose 

Hepatitis C ist eine der häufigsten chronischen Lebererkrankungen weltweit. Bei dieser Virusinfektion haben Studien den täglichen Cannabiskonsum als unabhängigen Risikofaktor für das Fortschreiten der Leberfibrose identifiziert. 

Eine beunruhigende Untersuchung zeigte, dass tägliche Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nicht-Konsumenten ein fast 7-fach erhöhtes Risiko für mittelschwere bis schwere Fibrose aufweisen. Diese Beziehung könnte auf der verstärkten CB1-Rezeptoraktivierung durch THC beruhen, die profibrotische Effekte in der Leber auslöst. 

Besonders kritisch erscheint die Situation bei HIV-HCV-koinfizierten Patienten. Diese Gruppe nutzt Cannabis häufiger und erhält öfter Verschreibungen für medizinisches Cannabis als HCV-monoinfizierte Personen. Da die Fibroseprogression bei Koinfektion bereits beschleunigt ist, könnte die zusätzliche Cannabis-bedingte Fibrose besonders problematisch sein. 

Eine Meta-Analyse von drei Kohortenstudien mit 898 Teilnehmern zeigte allerdings, dass obwohl das Risiko für fortgeschrittene Leberfibrose bei HCV-infizierten Cannabiskonsumenten numerisch höher war, dieses Ergebnis keine statistische Signifikanz erreichte (gepoolte Odds Ratio: 1,77; 95% Konfidenzintervall: 0,78-4,02).

 

Zirrhose und Enzephalopathie 

Die Leberzirrhose stellt das Endstadium vieler Lebererkrankungen dar und unterscheidet sich vom akuten Leberversagen durch die zugrunde liegende chronische Schädigung. Eine der gefürchtetsten Komplikationen ist die hepatische Enzephalopathie – eine neuropsychiatrische Störung, die durch Leberfunktionsstörungen verursacht wird. 

Etwa 30 bis 70 Prozent der Patienten mit Leberzirrhose entwickeln eine hepatische Enzephalopathie, die mit vermindertem Reaktionsvermögen, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und Konzentrationsstörungen einhergeht. Zudem können unspezifische Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen auftreten. 

Bezüglich Cannabis zeigen Knockout-Mäusestudien interessante Ergebnisse: CB1-KO-Mäuse entwickelten keine oder nur leichte Fibrose, während bei Wildtyp-Tieren eine komplette Leberzirrhose entstand. Dies unterstreicht die Rolle des CB1-Rezeptors bei der alkoholischen Leberfibrose, der durch Azetaldehyd und oxidativen Stress hochreguliert wird. 

Darüber hinaus kann Cannabis bei Patienten mit Leberzirrhose zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie führen. Dies ist besonders problematisch, da Opioide, die häufig als Alternative eingesetzt werden, bei Patienten mit Leberzirrhose ebenfalls ungünstig wirken können. 

Folglich scheint die Empfehlung berechtigt, dass Menschen mit Lebererkrankungen ihren Cannabiskonsum reduzieren oder vermeiden sollten – unabhängig vom Krankheitsstadium. Cannabis könnte zwar bei bestimmten Lebererkrankungen Vorteile bieten, da es "die Leber und die Nieren nicht so stark schädigt wie andere Medikamente", dennoch sollte sein Einsatz bei Lebererkrankungen unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen.

 

Was sagen aktuelle Studien wirklich? 

Die wissenschaftliche Landschaft zu Cannabis und Lebergesundheit gleicht einem Puzzle mit fehlenden Teilen. Während die grundlegenden Mechanismen immer besser verstanden werden, zeigen sich bei konkreten Anwendungsfragen zahlreiche Widersprüche und offene Fragen.

 

Widersprüchliche Ergebnisse im Überblick 

Die aktuell vorliegende Literatur zeigt einen sehr klaren Zusammenhang zwischen dem Endocannabinoid-System und Lebererkrankungen bis hin zur Zirrhose. Dennoch besteht kein Konsens darüber, ob Cannabiskonsum zu einer Leberzirrhose führen kann oder ob es sich um eine mögliche Behandlungsoption handelt. Die Forschungsergebnisse erscheinen geradezu diametral entgegengesetzt: 

  • - Eine Studie aus dem Jahr 2008 mit 204 Hepatitis-C-Patienten kam zu dem Schluss, dass jede weitere 10 Joints pro Woche das Risiko für ein Fortschreiten der Lebererkrankung leicht erhöht. 
  • - Andere Untersuchungen fanden hingegen "kein verbundenes Risiko zwischen Cannabiskonsum und dem Fortschreiten der Leberfibrose oder Zirrhose".

 

Besonders interessant: Eine groß angelegte Studie an 320.000 Menschen mit alkoholbedingten Störungen ergab, dass Cannabis die Entwicklung von alkoholischen Leberschäden verhindern kann. Bei Personen, die regelmäßig oder gelegentlich Cannabis konsumierten, zeigte sich eine Verringerung der alkoholischen Steatose um 45%, der alkoholischen Hepatitis um 40%, der Leberzirrhose um 55% und des Leberkrebsrisikos sogar um 75%.

 

Tierstudien vs. Humanstudien 

Die Diskrepanz zwischen Laborergebnissen und klinischen Beobachtungen ist auffällig. In Tierversuchen zeigten sich signifikante schädliche Wirkungen durch CBD, insbesondere auf die Fortpflanzung. Allerdings wurden diese Studien oft mit nicht chemisch reinem CBD durchgeführt, was zu verwirrenden Daten führen kann. 

Bei Humanstudien besteht das Problem, dass viele Teilnehmer gleichzeitig andere Arzneimittel erhielten oder sehr hohe therapeutische Dosen verabreicht bekamen. Die meisten Humandaten stammen aus Untersuchungen zur Wirksamkeit von Epidyolex, wobei mitunter Nebenwirkungen beobachtet wurden. 

Zudem fehlen aussagekräftige Langzeitdaten. Die CaPRis-Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Heidelberg analysierte über 2.000 Studien aus den letzten zehn Jahren zu den psychischen, organischen und sozialen Risiken des Cannabiskonsums – dennoch bleiben viele Fragen offen. 

Während die EFSA keine "Dosis ohne beobachtbare schädliche Wirkung" für CBD ermitteln konnte, zeigte eine klinische Humanstudie von ValidCare mit 839 Teilnehmern keine Anzeichen von Lebererkrankungen oder erhöhten Leberfunktionstests im Vergleich zur Normalbevölkerung.

 

Selbstmedikation als Störfaktor 

Ein methodisches Problem vieler Untersuchungen liegt in der Selbstmedikation. Forscher führen die widersprüchlichen Ergebnisse anderer Studien häufig auf einen "umgekehrten Verursachungsmechanismus durch Selbstmedikation mit Cannabis" zurück. Dies bedeutet, dass Menschen mit Lebererkrankungen möglicherweise Cannabis konsumieren, um ihre Symptome zu lindern – der Zusammenhang wäre dann genau umgekehrt. 

Diese Problematik verdeutlicht, warum kontrollierte Studien so wichtig sind. In Deutschland sollen in einer wissenschaftlichen Untersuchung die Cannabisfolgen bei 25.000 psychisch gesunden erwachsenen Konsumenten erforscht werden. Die Forschungsinitiative Cannabiskonsum reichte dafür einen aktualisierten Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ein. 

Obwohl empirische Daten nahelegen, dass die Gefahr einer Cannabis-Abhängigkeit bei medizinischer Nutzung minimal ist, kann hochdosiertes medizinisches Cannabis langfristig zur Dosiseskalation und zum Missbrauch führen. Dies erschwert die Unterscheidung zwischen therapeutischem Nutzen und potenziellen Risiken zusätzlich. 

Die subjektive Einschätzung von Cannabisrisiken ist sehr variabel und stimmt häufig mit dem objektiven Risiko nicht überein. Wissenschaftliche Studien können die Wirklichkeit immer nur ungenau und unvollständig abbilden – dennoch liefern sie wichtige Indizien und, gerade den Cannabiskonsum betreffend, Hinweise auf bestehende Gesundheitsgefahren.

 

Wie sicher ist Cannabis für die Leber? 

Bei der Anwendung von Cannabis und seinen Wirkstoffen stellt sich die Frage nach der Sicherheit für die Leber. Obwohl die bisherige Forschung zeigt, dass CBD in den meisten Fällen gut verträglich ist, gibt es dennoch wichtige Grenzwerte und Risikofaktoren zu beachten, insbesondere für Menschen mit bestehenden Lebererkrankungen.

 

Grenzwerte für THC und CBD 

Für THC wurde kürzlich ein gesetzlicher Grenzwert von 3,5 ng/ml Blutserum im Straßenverkehr festgelegt. Dieser Wert gilt ab dem 22. August 2024 und soll laut Experten vom Risiko vergleichbar mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,2 Promille sein. Zusätzlich wurde ein absolutes Cannabisverbot am Steuer für Fahranfänger sowie für junge Fahrer unter 21 Jahren eingeführt. 

Die Nachweisbarkeit von THC im Blut variiert je nach Konsummuster: 

  • - Bei einmaligem Konsum: bis zu 24 Stunden nachweisbar 
  • - Bei gelegentlichem Konsum: bis zu 3 Tage 
  • - Bei regelmäßigem Konsum: mehrere Wochen

 

Bei CBD gelten Dosen ab 1000 mg pro Tag oder mehr als 20 mg pro Kilogramm Körpergewicht als Risikofaktoren für Leberschäden. Zum Vergleich: Eine Person mit 68 kg müsste täglich über 1.300 mg CBD konsumieren, um in diesen kritischen Bereich zu kommen – deutlich mehr als die üblichen Einnahmemengen von 10-80 mg täglich.

 

Risikofaktoren für Leberschäden 

Die Verstoffwechselung von Cannabinoiden erfolgt hauptsächlich über die Cytochrom-P450-Isoenzyme CYP2C19 und CYP3A4. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion kann dadurch die Wirkung von Cannabis unerwartet anders ausfallen. Besonders kritisch ist außerdem die Kombination mit bestimmten Medikamenten, da CBD das für den Abbau vieler Arzneimittel verantwortliche Enzym vorübergehend deaktivieren kann. 

Darüber hinaus erhöhen folgende Faktoren das Risiko für Leberschäden: 

  • - Gleichzeitige Einnahme starker CYP3A4-Hemmer oder -Induktoren 
  • - Bereits bestehende Lebererkrankungen 
  • - Überhöhte Dosierung von THC oder CBD 
  • - Kombination mit Alkohol

 

Die gleichzeitige Verwendung von CBD mit Medikamenten kann zu stärkeren und länger anhaltenden Nebenwirkungen führen – im schlimmsten Fall sogar zu Leberschäden.

 

Empfehlungen zur Überwachung der Leberwerte 

Angesichts der potenziellen Risiken empfehlen Experten, dass Patienten mit Lebererkrankungen, die Cannabis konsumieren, anfänglich überwacht werden sollten. Vorrangig sollte sichergestellt werden, dass die konsumierte Dosis die Stoffwechselfähigkeit der Leber nicht beeinträchtigt. 

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen umfassen: 

  1. 1. Vor der Einnahme von CBD mit einem Arzt sprechen, insbesondere wenn bereits Leberprobleme bekannt sind 
  2. 2. Regelmäßige Kontrolle der Leberwerte durch Bluttests 
  3. 3. Individualisierte Therapie anstreben, da jeder Patient unterschiedlich auf Cannabinoide reagiert 
  4. 4. Bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen eine engmaschige ärztliche Betreuung sicherstellen

 

Trotz der genannten Risiken zeigen die bisherigen Forschungsergebnisse, dass medizinisches Cannabis bei korrekter Anwendung und Überwachung eine sichere Behandlungsmethode darstellen kann. Nach einer sieben Monate andauernden klinischen Untersuchung mit 839 Teilnehmern fand das Forschungsunternehmen ValidCare keine Anzeichen von Lebererkrankungen im Vergleich zur Normalbevölkerung. 

Demnach kommt es besonders auf die richtige Dosierung und regelmäßige Kontrollen an, um Cannabis sicher für die Leber anwenden zu können.

 

Forschungstrends und zukünftige Therapieansätze 

Die Forschung an Cannabinoiden für Lebererkrankungen befindet sich in einer spannenden Phase. Während viele Fragen offen bleiben, zeichnen sich vielversprechende therapeutische Ansätze ab, die zukünftig eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Lebererkrankungen spielen könnten.

 

CB2-Agonisten als potenzielle Medikamente 

CB2-Agonisten gelten inzwischen als besonders hoffnungsvoller Therapieansatz bei Lebererkrankungen. Im Gegensatz zu THC, das hauptsächlich an CB1-Rezeptoren bindet, aktivieren diese Substanzen gezielt die CB2-Rezeptoren, die antifibrogene und entzündungshemmende Effekte in der Leber vermitteln. Durch die geringe Expression von CB2 im Gehirn besteht zudem kaum Risiko für psychotrope Nebenwirkungen. 

Präklinische Studien zeigen, dass CB2-Agonisten die Sekretion proinflammatorischer Zytokine senken und die Bildung reaktiver Sauerstoffspezies reduzieren. Diese Eigenschaften machen sie zu vielversprechenden Kandidaten für die Therapie verschiedener Erkrankungen – von rheumatoider Arthritis bis hin zu entzündlichem Schmerz und insbesondere Lebererkrankungen wie Zirrhose.

 

Hanföl und Entourage-Effekt 

Anstelle isolierter Cannabinoide rückt zunehmend der sogenannte "Entourage-Effekt" in den Fokus der Forschung. Dieser Begriff beschreibt das Phänomen, dass die Gesamtheit aller Inhaltsstoffe der Hanfpflanze wirksamer ist als einzelne isolierte Verbindungen. 

Besonders vielversprechend sind medizinische Cannabisblüten, die durch die Kombination verschiedener Cannabinoide und Terpene diesen Synergieeffekt erzielen. Bei Lebererkrankungen könnte dieser Ansatz besonders wertvoll sein, da Vollspektrum-Extrakte die therapeutischen Eigenschaften von CBD verstärken und zu einer wirksameren Behandlung führen können.

 

Was noch erforscht werden muss 

Obwohl die Forschung Fortschritte macht, bleiben viele Aspekte ungeklärt. Seit 2024 erleichtert die neue Konsumcannabis-Wissenschafts-Zuständigkeitsverordnung in Deutschland wissenschaftliche Studien erheblich – die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) prüft nun entsprechende Forschungsanträge. 

Wegweisend ist derzeit eine Pilotstudie des Universitair Medisch Centrum Groningen, die erstmals weltweit die Wirkung von Cannabisöl bei austherapierten Leberkrebspatienten untersucht. Nach drei, sechs und neun Monaten werden Leberscans durchgeführt, um festzustellen, ob Cannabis Leberkrebstumore verkleinern kann. 

Zukünftige Untersuchungen müssen insbesondere die langfristige Sicherheit und optimale Dosierung von Cannabisprodukten bei verschiedenen Lebererkrankungen klären. Außerdem bleibt die Erforschung verbesserter oraler Bioverfügbarkeit ein wichtiges Thema – aktuelle Ansätze umfassen lipidbasierte Transportsysteme und die Kombination mit Piperin aus schwarzem Pfeffer.

 

Schlussfolgerung 

Zusammenfassend zeigt die aktuelle Forschungslage ein komplexes Bild der Wechselwirkungen zwischen Cannabis und Lebergesundheit. THC und CBD entfalten unterschiedliche, teilweise sogar gegensätzliche Wirkungen auf die Leber. Während THC durch CB1-Aktivierung profibrotische Effekte auslösen kann, deutet die Forschung bei CBD auf antientzündliche und schützende Eigenschaften hin - allerdings nur innerhalb bestimmter Dosierungsgrenzen. 

Die Aktivierung des Endocannabinoidsystems spielt eine zentrale Rolle bei Lebererkrankungen. Dennoch fehlen bislang ausreichende Langzeitdaten, besonders zur Sicherheit regelmäßigen Cannabiskonsums bei bestehenden Leberproblemen. Menschen mit Lebererkrankungen sollten ihren Cannabiskonsum daher unter ärztlicher Aufsicht durchführen und regelmäßige Kontrollen der Leberwerte vornehmen lassen. 

Schließlich eröffnen neue Forschungsansätze wie CB2-Agonisten und der Entourage-Effekt vielversprechende therapeutische Möglichkeiten. Die wissenschaftliche Untersuchung dieser Potenziale steht allerdings noch am Anfang. Bis eindeutige Ergebnisse vorliegen, bleibt ein vorsichtiger und verantwortungsvoller Umgang mit Cannabis der beste Weg, die Lebergesundheit zu schützen.

 

FAQs 

Q1. Wie wirkt sich Cannabis auf die Leber aus?

Cannabis kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Leber haben. Während CBD entzündungshemmende und schützende Eigenschaften zeigen kann, kann THC in hohen Dosen zu Leberschäden führen. Die Wirkung hängt stark von der Dosierung und individuellen Faktoren ab. 

Q2. Kann Cannabis bei Lebererkrankungen helfen?

Einige Studien deuten darauf hin, dass Cannabis bei bestimmten Lebererkrankungen wie der nicht-alkoholischen Fettleber positive Effekte haben könnte. Allerdings ist die Forschungslage noch nicht eindeutig und weitere Untersuchungen sind nötig, um die genauen Wirkungen zu verstehen. 

Q3. Welche Risiken bestehen bei der Einnahme von Cannabis für die Leber?

Hohe Dosen von THC oder CBD können die Leber belasten. Besonders kritisch sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Menschen mit bestehenden Lebererkrankungen sollten vorsichtig sein und ihren Cannabiskonsum mit einem Arzt besprechen. 

Q4. Wie lässt sich Cannabis sicher für die Leber anwenden?

Eine sichere Anwendung erfordert die richtige Dosierung und regelmäßige Kontrollen der Leberwerte. Es ist wichtig, vor der Einnahme mit einem Arzt zu sprechen, besonders wenn bereits Leberprobleme bekannt sind. Eine individualisierte Therapie unter ärztlicher Aufsicht ist empfehlenswert. 

Q5. Welche neuen Therapieansätze mit Cannabis gibt es für Lebererkrankungen?

Vielversprechende Forschungsansätze umfassen CB2-Agonisten, die gezielt entzündungshemmend wirken können, sowie die Nutzung des Entourage-Effekts durch Vollspektrum-Hanfextrakte. Auch die Wirkung von Cannabisöl bei Leberkrebs wird derzeit in klinischen Studien untersucht.

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